Die Geschichte des Campingplatzes

Geht man die Papiere durch, die frühere Platzleiter zusammengesammelt haben, erhält man ein interessantes Bild von der Geschichte des Campings in Dänemark im Laufe der Jahre, das in mancherlei Hinsicht Stoff zum Nachdenken gibt.

Sollte der eine oder andere Leser Artikel, Papiere oder Bilder aus früheren Zeiten zu diesem Thema haben, wären wir sehr daran interessiert, eine Kopie davon zu bekommen – um sie für die Zukunft zu bewahren. Ich habe im Folgenden eine Reihe Informationen und Quellen aus den „alten staubigen Archiven“ zusammengestellt.

Viel Spaß beim Lesen!

Thomas (Platzleiter)

In den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Industrie stark mechanisiert, so dass die Bevölkerung mehr Freizeit zur Verfügung hatte. Gleichzeitig hatte eine ganze Generation junger Menschen Gefallen am Freiluftleben gefunden und wünschte sich Raum, um ihrem Interesse nachzugehen. Damals konnte man noch keine Zelte kaufen, sondern musste sich Leinwand besorgen und sich daran machen, selbst ein Zelt zu nähen.

Die folgenden Auszüge und Zitate illustrieren anschaulich den Beginn des Interesses am Freiluftleben in Dänemark.

„Die Kopenhagener suchten sich Plätze an der Øresundküste, wo die Möglichkeiten zum Aufschlagen von Lagern jedoch sehr begrenzt waren, oder entlang der Bucht von Køge. Und wenn es hoch kam – und man Ferien hatte – auf Bornholm. Die Umgebung der Bucht von Køge vom Store Vejleå zum Cordosasving nördlich von Køge war fast völlig unerschlossen, nur dünn besiedelt, und daher billig. Der Gammel Køgevej war mehr oder weniger ein Feldweg, und die Küstengrundstücke waren für die Landwirtschaft wertlos. Dies war ein Eldorado für den einfachen Lagersport. Samstag nachmittags und abends wimmelte der Køgevej von Radfahrern, die mit Zeltausrüstung auf dem Gepäckträger Richtung Süden eilten, um sich einen Zeltplatz fürs Wochenende zu sichern. Wer zuerst kam, mahlte zuerst – wer zu spät kam, musste sich wieder aufs Fahrrad schwingen und nach einer anderen Möglichkeit Ausschau halten. Am Sonntag Abend ging der Verkehr dann in die entgegengesetzte Richtung und sorgte für ein regelrechtes Verkehrschaos auf dem Toftegårds Plads."Zitat aus dem Buch zum 60. Jahrestag des LFD.

„Die Bauern entlang der Küste fanden schnell heraus, dass man mit dem Interesse der Lagersportfreunde an Ihren Strandgrundstücken Geld verdienen konnte, und daher wurde es bald Usus, dass man 25 Øre pro Wochenende für das Campen zahlen musste. Im Gegenzug konnten die jungen Leute darauf zählen, dass der Platz sauber gehalten wurde, dass sie Trinkwasser bekommen und ihre Abfälle loswerden konnten.“

 

Zitat aus dem Buch zum 60. Jahrestag des LFD.


Hundige Strand Camping – Dänemarks ältester Campingplatz

Die Wurzeln von Hundige Strand Camping gehen zurück bis zum 13. Dezember 1926. Bei einem Treffen in einer Wohnung im Haus Fælledvej Nr. 27 in Valby wurde beschlossen, den Dänischen Lagerclub (LD) zu gründen. Dieser sollte ein geeignetes Gelände finden, um das Lagerleben zu pflegen, und die wenigen bereits existierenden Lagerclubs organisieren. Darüber hinaus sollte er neue Lagerclubs in Dänemark unterstützen.

Der folgende Auszug aus dem Buch zum 60. Jahrestag des LFD beschreibt, wie Hundige Strand Camping dort seinen Platz fand, wo es sich heute befindet, und zeigt die Bedeutung unserer wunderbaren Lage, die daran Anteil hat, dass der älteste Campingplatz Dänemarks noch immer an der gleichen Stelle liegt.

„Um die Entwicklung und sein eigenes Geschäft vorwärts zu bringen, stiftete Rittmeister Lemcke in den 20er Jahren den ‚Dänischen Campingclub‘ und brachte die Zeitschrift ‚Freiluftleben‘ heraus. Lemcke begann, Zelte und Ausrüstung aus England zu importieren. Diese waren nicht billig zu kaufen, aber gegen Miete und Kaution konnte man sie zu einem erschwinglichen Preis auch ausleihen. Lemcke bekam außerdem ein großes Strandgrundstück am Karlstrup Strand zur Verfügung gestellt – der heutige Karlstrup Strandpark. Der Gutshof Gl. Køgegaard, dem der Grund gehörte, verlangte als Bedingung nur, dass das Gelände zum Zelten benutzt werden und öffentlich zugänglich bleiben sollte. Lemcke, der als alter Offizier seinen Club recht eigenmächtig führte, ließ das Grundstück absperren und nahm Eintritt, weshalb das Gut das Gelände wieder schloss und zu einem öffentlichen Park machte, in dem Zelten verboten war. Der ‚Dänische Lagerclub‘, der ebenfalls am selben Ort gelegen hatte, stieß schließlich auf den Landwirt Peter Hansen in Hundie. Dieser besaß ein Strandgrundstück, das er als Sandgrube und zur Winterlagerung von Kohl und Rüben benutzte. Er erlaubte wohl, dass in diesem Durcheinander ein paar Zelte aufgebaut wurden, verlangte aber doch Bezahlung für Übernachtung und Aufenthalt. Dafür half er bei der Beseitigung und Verbrennung der Abfälle auf dem Platz. Fäkalien dagegen wurden nach der ‚Schatzgräbermethode‘ beseitigt. Für ein paar Øre konnte man auch Küchengerät beim Bauern leihen. Stroh als Schlafunterlage konnte man ebenfalls kaufen. Die Erzeugnisse aus Jens Peters kleiner Landwirtschaft wie Kartoffeln und Eier gab es ebenfalls zu kaufen. Es ging um wenig Geld, die Preise waren günstig, und Jens Peter passte auf, dass es immer anständig zuging." 

Der folgende Text "Der Mann, der Hundie entdeckte" stammt aus der Zeitschrift „Lejrsport“, Oktober 1935:

Im Früjahr 1928, als der Club einen neuen Lagerplatz brauchte, war es der Vorsitzende des Lagerausschusses, der das Hundielager fand. Wir fragen Herrn Assistent Børge Hjort: Sie waren derjenige, der das Hundielager fand. Können Sie „Lejrsport“ erzählen, wie es dazu kam?

Ich hatte mehrmals mit dem Vorsitzenden Herrn Topholm eingehend über die Notwendigkeit gesprochen, einen festen Lagerplatz zu finden. Man übertrug mir die Sache, und es glückte mir auch. Doch als ich zurückkam, bekam ich Schelte, weil ich mich bereiterklärt hatte, 25 Øre pro Nacht und Zelt zu bezahlen.

Es im Verhandlungsprotokoll festgehalten, dass der Platzeigentümer den Platz nur gegen Bezahlung überlassen wollte. War es damals denn üblich, dass man die Plätze umsonst nutzen durfte?

Ja, das war durchaus üblich, aber da es in Vallensbæk einen Mann gab, der seine Strandgrundstücke für Geld vermietete und sich pro Zelttag bezahlen ließ, wollte auch Herr Hansen uns nicht umsonst zelten lassen. Im Gegenzug erhielt der Club das Alleinrecht auf den Platz. Es war damals kurz vor Pfingsten, und so hatten wir plötzlich alle Hände voll zu tun. Eine Fahnenstange wurde errichtet und Toiletten. Die Toiletten waren sehr vornehm – sie bestanden aus 6 Pfosten, die in die Erde gerammt und mit Sackleinwand umhüllt waren. Und am Pfingstsonntag standen die Zelte ordentlich da, die Damenzelte auf der einen, die Herrenzelte auf der anderen Seite. In der Mitte stand das Zelt des Vorsitzenden.

Welche anderen Lagerplätze hatten Sie zur Verfügung?
Nun ja, wir hatten noch Runde Bakke bei Nærum. Das Lynæslager in der Nähe des Forts lag zu weit weg und wurde nur in den Sommerferien benutzt. Auf dem Gelände des Køgegaard-Gutes lagen wir auch, genau wie Lemcke, aber dort hatten alle Zugang. In Hundie dagegen waren wir unter uns und konnten diejenigen wegschicken, von denen wir nichts hielten.

Warum wurde Hundie das bevorzugte Lager?

 

Er lag direkt am Wasser, war nur 17 km vom Kopenhagener Rathausplatz entfernt und im Ganzen ideal.

Alkoholexzesse und Unmoral

Die eifrigen Camper wurden in einigen Fällen auch allzu eifrig, wenn sie sich in den Urlaub auf den neuen Zeltplätzen stürzten. Das führte dann zu dem Wunsch nach geordneteren Verhältnissen und festen Regeln auf den Zeltplätzen:

„Durch den Ansturm so vieler Zelter entstanden schnell Probleme. Einige Plätze waren bald berüchtigt für Trinkgelage und Sittenlosigkeit, anderswo bildeten sich Gruppen, die selbst bestimmen wollten, wer mit ihnen zusammenwohnen durfte. So begann man, feste Absprachen mit den Grundeigentümern zu treffen, so dass man sich jedes Mal auf dem gleichen Platz treffen konnte. An vielen Orten organisierte man sich und bekam gegen eine feste Abgabe die Aufsicht über ein ganzes Gelände.“ Zitat aus dem Buch zum 60. Jahrestag des LFD.

 

„Der Hafenausschuss in Næstved hat am Karrebæk Strand die Bildung von Zeltlagern zugelassen, die besonders in diesem Jahr zu einer reinen Unzuchtsanstalt verkommen sind, wie ein Vater sich ausdrückt, wo junge Menschen beiden Geschlechts gemeinsam in Zelten liegen und sich am Strand gemeinsam an- und auskleiden, und nur in Badekleidung bis hinauf zum Einkaufsladen kommen und wieder zurückkehren, entweder zu Fuß oder in sausender Fahrt mit dem Rad, mit der Zigarette im Mund und immer kurz davor, uns anderen zu überfahren, insbesondere wenn wir die Brücke überqueren. Sie schlafen gemeinsam und betragen sich im Ganzen so unmoralisch und unverantwortlich, dass es eine Schande für unsere ganze Gegend ist.“ Auszug aus „Lejrsport“, 1932

Die weitere Entwicklung des Dänischen Lagerclubs („Lejrklub Danmark“)

In der Satzung des LD war als Ziel formuliert, Lagerclubs im ganzen Land zu organisieren, zu entwickeln und zu unterstützen.

In der Zwischenzeit war der Club umgetauft worden in „Lagerclub für Dänemark“ (LFD) mit dem ausdrücklichen Ziel, eine wirklich landesweite Organisation zu schaffen. Einen Slogan gab es auch: „Ein Lagersportfreund ist immer ein Naturschutzfreund!“, und man verhandelte mit dem Dänischen Naturschutzbund über Lagerplätze in ganz Dänemark.

Lagerplätze im ganzen Land zu schaffen, erwies sich sofort als schwierig. Die Grundbesitzer, darunter auch der Staat, waren sehr skeptisch und befürchteten eine Invasion aller möglichen Zelter. Wegen der vielen Berichte über unglückliches Benehmen auf den ersten Zeltplätzen sagten viele „Nein danke“. Also schlug der LFD dem Naturschutzbund vor, dass alle LFD-Mitglieder einen Ausweis vom Club erhalten sollten in Form eines Lagerpasses mit beigefügter Beschwerdekarte, den man vorweisen musste, um privates oder staatliches Gelände betreten zu dürfen. Wurde die Beschwerdekarte zurückgesandt mit Kritik am Aufenthalt ihres Inhabers, bedeutete dies umgehenden Ausschluss vom Club.

Der Naturschutzbund akzeptierte diese Regelung und fing an, uns auf diesem Gebiet zu helfen. Die Idee hat sich bewährt, allerdings hat es viele Jahre gedauert, die Regelung ins Bewusstsein der Mitglieder und der sonstigen Bevölkerung zu bringen. Auszug aus dem Buch zum 60. Jahrestag des LFD, Zitat von ca. 1930

Aus den Dokumenten geht hervor, dass der LFD viele Lagerclubs auf den Weg gebracht und viele andere Vereine unterstützt hat. Viele davon sind heute aktive Campingplätze.

Mit Sicherheit kann genannt werden:

·       1926 Der Dänische Lagerclub (LD) wird ohne festes Lagergelände gegründet

·       1928 Das Lager in Hundie wird eingerichtet

·       1936 Der Lagerplatz Skodsborg wird von Anton und Elna Jepsen als Unterabteilung des Hundie Lagerclubs errichtet

·       1937 Das Lager wird nach Strandmøllen verlegt

·       1937 Der von Kirsten Kimer neugegründete Lagerclub auf Amager bekommt Anschubhilfe (Das Gebäude von damals wurde 1985 von Hundige Strand Camping erworben und als Gemeinschaftsraum bis auf den heutigen Tag bewahrt)

·       1939 Strandmøllen wird eigenständiger Club wegen Unstimmigkeiten mit der Leitung in Hundie

·       Brøndbyøster Lagerclub (es fehlen noch Informationen)

·       Nivå Lagerclub (es fehlen noch Informationen)

·       Lynæs Lagerclub (es fehlen noch Informationen)

Nach dieser Lektüre über die Geschichte des Campings in Dänemark werden Sie zustimmen, dass sich das Camping im Laufe der Jahre wirklich sehr verändert hat – und andererseits auch wieder nicht. Im Grunde sind es noch die gleichen Dinge, die Camper sich wünschen und suchen, nämlich Sonne und Sommer – in Gemeinschaft und nahe an der Natur.

Schöne Ferien wünscht

Hundige Strand Camping